50 Jahre EES: Die Zukunft im Blick

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50 Jahre Lehrstuhl fuer Elektrische Energiesysteme an der FAU Erlangen-Nuernberg Hoersaal H11 Foto: Kurt Fuchs/ FAU

Im ersten Teil unseres Rückblicks auf das Lehrstuhljubiläum am 11. April 2025 möchten wir auf das öffentliche Kolloquium zurückblicken.

Seit einem halben Jahrhundert steht der Lehrstuhl für Elektrische Energiesysteme an der FAU für Innovation, Weitblick und die Verantwortung, Zukunft aktiv mitzugestalten. Unter dem Motto „50 Jahre gut vernetzt“ versammelten sich zahlreiche Kooperationspartner sowie ehemalige und aktuelle Mitarbeitende des Lehrstuhls. Doch im Mittelpunkt stand nicht allein das bisher Erreichte, sondern die Frage, wie das Erreichte als Fundament für die Zukunft dienen kann. Vor den Gastvorträgen meldete sich Universitätspräsident Prof. Joachim Hornegger mit einem ebenso lobenden wie fordernden Grußwort: „Die Energieversorgung von morgen braucht kluge Köpfe – und Lehrstühle wie Ihren.“

Ohne CO2-Entnahme keine Klimaziele

Die Kosten des Klimawandels steigen – und mit ihnen der Druck, neue Wege zu gehen. „Ohne die aktive Entnahme von CO₂ aus der Atmosphäre werden die 1,5-Grad-Ziele kaum erreichbar sein.“ betont Prof. Edenhofer von der TU Berlin, denn „Carbon Dioxide Removal (CDR) erlaubt es uns, unseren Mist wieder aufzuräumen.“ Besonderes Potential sieht Prof. Edenhofer vor allem durch neue Anreize bei internationalen Klimakooperationen. Vor allem der CBAM (Carbon Border Adjustment Mechanism) der Europäischen Union sieht er als Chance „die Länder zu erreichen, die eigentlich schwer als Kooperationspartner sind.“ Dabei sollen mit CBAM Wettbewerbsnachteile, die durch höhere Klimastandards innerhalb der EU entstehen, sowie Carbon Leakage effektiv entgegengewirkt werden.

Ein europäischer CDR-Markt, „Clean-Up“-Zertifikate und eine Klimapolitik, die auch Sicherheitsinteressen mitdenkt, könnten das ändern. Fest steht: Wer Net-Zero ernst meint, kommt an CO₂-Entnahme nicht vorbei.

Kosten sparen durch Netzausbau

Investitionen kosten Geld. Doch auch das Ausbleiben dieser hat einen hohen Preis. Mit einem prägnanten „Netzausbau kostet und spart auf der anderen Seite auch Kosten“ leitet Bernd Petermann seinen Vortrag ein. Für den Leiter des Referats Thermische Kraftwerke und Speicheranlagen der Bundesnetzagentur sind Investitionen in Neubau und Umstellung alternativlos, denn „Was wir an allen Ecken und Enden brauchen ist Flexibilität.“ Diese soll durch Investition in Übertragungs- sowie Verteilernetze ermöglicht werden und geht dabei Hand in Hand mit dem Ausbau von erneuerbaren Energien, Speichern und der Nutzung von Verfahrenstechnologien wie der Wasserstoffproduktion. Vor allem die hohen Anschlussnachfragen bei Batteriespeichern im letzten Jahr stimmten Petermann dabei positiv.

Flexible Erzeugung, Flexible Lasten, Flexibles Netz… Flexible Preise? Um die Investitionen in Flexibilität dann auch ökonomisch zu nutzen, braucht es laut Petermann in Zukunft aber auch für Verbraucher dynamische Stromtarife und zugehörige Messeinrichtungen. Denn „Wir bekennen uns zu unseren klimapolitischen Zielen und wollen sie marktwirtschaftlich erreichen.“

Mit 50 Jahren Erfahrung in die Zukunft

Die Anforderungen an die Ingenieurinnen und Ingenieure wachsen stetig. Gerade deshalb braucht es auch in Zukunft neben Innovationskraft den stetigen Austausch in Forschung sowie Lehre. Anlässlich seines 50-jährigen Jubiläums zeigt der Lehrstuhl für Elektrische Energiesysteme bei seiner Themenwahl dabei aber bewusst nicht nur auf 50 Jahre zurück, sondern setzt die Themen der Zukunft. So war auch bei der abschließenden Podiumsdiskussion mit Lehrstuhlleiter Prof. Luther und den vortragenden Konsens: Der EES soll aktiver Teil der Problemlösung sein.

Wir möchten uns nochmals explizit bei Herrn Prof. Dr. Ottmar Edenhofer und Herrn Bernd Petermann für die spannenden Vorträge und dem gesamten Publikum für den Beitrag zu der interessanten Diskussion bedanken. Ebenfalls möchten wir uns bei unseren Sponsoren für die Unterstützung der Veranstaltung bedanken. In den kommenden Tagen folgen weitere Impressionen des Events.

Text: Julian Zeilinger